Liebe Krippenfreunde!
Weihnachten ist dort, wo Gott eingelassen wird in die Herzen und in die Familien. Wir
können gar nicht erfinderisch genug sein, um Möglichkeiten zu schaffen, damit das
geschieht. Die Weihnachtskrippe in der Familie bietet eine hervorragende
Gelegenheit, an Gottes Herbergsuche in unserer Zeit und an der Tür unseres
Herzens zu erinnern. Uns vor Augen zu führen, dass der Herr bei uns wohnen will, ist
der tiefste Sinn der Weihnachtskrippe. Wer eine Krippe baut, sollte diese
grundsätzliche Offenheit für das große Geschehen der Menschwerdung Gottes
haben. Unsere Zeit lebt von Bildern, von der Illustrierten über den Farbfernseher bis
zum Internet. Die Krippe, so alt und doch so jung, kann leicht mit all dem mithalten.
Sie ist eine Glaubenshilfe und -schule ersten Ranges. Schon die Arbeit an der
eigenen Krippe, schließt manche Türen des Verstehens auf für die Geheimnisse des
Glaubens. Zum Krippenbau braucht es freilich auch ein gerütteltes Maß an
Fachwissen, an Kenntnissen über verschiedene Arten des Krippenbaues, über
Materialien, Farben, Elektroinstallationen, Krippenbotanik und vieles andere mehr.
Weiters soll der Krippenbauer informiert sein über die verschiedenen Arten von
Krippen, z. B. heimatliche, orientalische Krippen, Tiroler Krippe, Schneekrippe,
Wurzelkrippe, Stilkrippe und historische Krippen (Tuchberge). Besonders über die
verschiedenen Arten von Figuren sollte der Krippenbauer Bescheid wissen, d. s.
geschnitzte Figuren, Wachsfiguren, bekleidete und auf Papier gemalte Figuren,
weiters Figuren aus Hanf, Stroh und anderen Materialien.
Wer eine Krippe baut, wird feinfühliger für die Natur, aufmerksamer für alte Bauten in
der Umgebung -Mauern, Brücken, Erker, Dächer, aber auch für besondere
Felsformationen, für Wurzelstöcke, für Sträucher im Garten, Wald und oberhalb der
Baumgrenze. Der Fantasie, das Weihnachtsgeschehen präsent zu machen und im
Heute darzustellen, sind keine Grenzen gesetzt. Ich möchte auch ermutigen zu
neuen Ideen, die ihrerseits wieder andere Menschen anzusprechen vermögen.
Warum sollte es nicht auch Krippen geben aus Glas, Kunststoff, Metall und anderen
zeitgemäßen Werkstoffen. Dabei müssten natürlich auch die Figuren entsprechend
gestaltet sein. Um das Weltgeschehen der Menschwerdung des Sohnes Gottes zu
veranschaulichen, braucht es immer neue Ideen. Es sind wohl noch lange nicht alle
Blickwinkel ausprobiert und alle Facetten beleuchtet. Die ersten Arbeiten beim
Krippenbaukurs werden sehr grundlegende sein. Viele Kenntnisse gilt es sich
anzueignen, verschiedene Techniken auszuprobieren, damit die eigenen Gedanken
und Wünsche Gestalt annehmen können.
Ein großer Wunsch von mir wäre, sollten Sie einen alten Krippenberg besitzen:
Verändern Sie nur nach Rücksprache mit Fachleuten und Restauratoren etwas! Am
besten belassen Sie ihn so wie er ist, festigen lockere Teile und greifen Sie nicht in
die historische Substanz ein. Am Schluss möchte ich Ihnen noch sagen, dass ich
mich über jeden freue, der sich mit dem Krippengedanken befasst und diesen im
Krippenbaulehrgang Gestalt geben will. Mit allen Verantwortlichen der
Krippenfreunde wünsche ich Ihnen, dass Sie viel Freude beim Bauen der Krippe
erleben und ebenso viel beim jährlichen Aufstellen der Weihnachtskrippe in dem
Raum, in dem Sie und Ihre Familie sich am meisten aufhalten.
Verband der Krippenfreunde Österreichs
Mit einem herzlichen Gloria,
Pfarrer Rudolf Silberberger,
Diözesankonservator der Diözese Innsbruck